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Offenes Ohr im All

Vor der Erfindung des Fernrohrs gab es ebenso eine platte Weltsicht wie vor der des tragbaren Satellitentelefons. Ein aktuell angemessener hierzulande noch nicht ganz erreichter Demokratielevel ist die allgemeine Genehmigung für Anton im Lande D mit Berta im Lande C über das Satellitensubjekt E völkerrechtlich frei zu telefonieren, wann immer A B erreicht. Dabei gibt es die eine Bauart Satellit und die andere eigentlich immer gleiche Bauart Sat-Telefon. Systembedingt sind da Chips und Schalter für die Teilnehmerkennung drin. Aber das wird als überschaubares (?) System wohl deshalb funktionieren, weil eigentlich jeder alles mitkriegen kann, der den nötigen Aufwand treibt, Na gut, Verschlüsselung. Hmm. Zumindest in Saudiarabien waren Satellitentelefone jetzt vor Ort verboten, auch unverschlüsselt.
Normen im Weltall
NTSC, SECAM und PAL sind bekannte, verbreitete irdische Fernsehnormen. Im Rahmen der Weiterentwicklung für Satellit kam erst B-MAC, dann C-MAC, dann D-MAC als Norm. D2-MAC ist der aktuelle Standard und nur halb so wellig wie D-MAC, weil das digitale Signal, wenn es nicht null ist, abwechselnd rauf oder runter geht. Vom Postsatelliten kommen schlappe fünf Kanäle runter und das noch linksdrehend zirkular polarisiert und nicht waagerecht wie die meisten Fernsehantennen auf dem Dach oder gar senkrecht. Sowas zu empfangen, käme einer allgemeinen Genehmigung immerhin sehr nahe, (das ist wörtlich!) meinte noch Ende 1990 der hoheitliche Postteil auf amtlichem Papier zum Chaos Computer Club. Kleine Empfänger wie die Satenne und andere kamen da (gerade erst) auf den Markt, obwohl (weil) die Post eine Mindestschüsselgröße vorgeschrieben hatte. In England gab es schon vorher Satellitenflachantennen, kleiner als die hier erlaubten 50 cm minimal. Ausgerechnet für den einsamen Postsatelliten kamen dann Flachantennen mit rund 38 cm Kantenlänge auf den Markt und da bequemte sich die Post, anstatt allen beschlagnahmen, fürderhin zumindest beim Satellitenempfang unter gewissen Bedingungen zu gestatten, daß auch das technisch machbare erlaubt ist. Diese Genehmigung des technischen Förtschrittes bei der Post herauszufinden, war mühsam. In der Amtsbla-Verfügung mit der Erlaubnis des technisch machbaren enthält weder diese Formulierung noch irgendeine cm-Angabe, sondern nur einen unklaren Texthaufen, kurz: Sat-Empfang: Nunmehr siehe sonstwo und dann kommt mehrfach indirekte Adressierung im Text; Typ Postquerverweisverschachtelung de Luxe.
Die derzeit von TV-Satelliten abgestrahlte Hauptnorm ist PAL. Zwei Mehrnormfernseher nebeneinander PAL/NTSC und PAL/SECAM bringen über 70 Kanäle per Satelliten rein. Das Fehlen der paar Kanäle in B-MAC, C-MAC und D-MAC ist akzeptabel. Schließlich geht die Entwicklung weiter, ob die Post will oder nicht. Und ein Mehrnormdekoder sollte auch neue Verfahren wie das von QIX beherrschen, mit dem auf einem Satellitenkanal gleich acht Programme gesendet werden können durch Bildverdichtung. Es wurde von xxx auf der xxx vorgestellt. [ xxx - find ich gut! (wi) ] Wenn sich Kanalkosten achteln, kann die Post nix machen. Für "andere Normen", PAL etwa, mußte man höflich anfragen bei der Post und dort registrieren lassen und die postgenehmigten Satellitenanpeilwinkel und bekam nach Ermessen der Post eine Genehmigung, die auch noch bezahlt werden mußte. Und wenn ein Fernsehhändler erst einen solchen Antrag auf Einzelgenehmigung stellte, nachdem ihm die Post seine postgeprüften Satellitenschüseeln beschlagnahmen ließ, konnte die Post eine Genehmigung nach pflichtgemäßem Ermessen verweigern.
Wer mißt, mißt Mist, heißt es. Was elektronisch aktiv und was nicht elektronisch aktiv ist, verfügt die Post. Auch das Aufheben des Verbotes für freien Satellitenempfang geschah indirekt. Ab 1. Februar 1991 gelten Satelliten-Rundfunk Empfangseinrichtungen nicht mehr als aktive elektronische Baueinheiten. Die Postpressefetzen sprechen glorreich von der Weiterentwicklung der Technik, die nun endlich freien Empfang ermöglicht und in Wirklichkeit sind nur Bauteile, die vor dem 1. Februar noch aktiv elektronisch waren, es nun nicht mehr. Der Fortschritt liegt nur im amtlichen Wortlaut.

wau

 

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